Geht es dem syrischen Diktator jetzt an den Kragen?
Seit zehn Tagen rücken Rebellen gegen Langzeit-Herrscher Assad in Syrien vor. Am Freitag erreichte das Chaos die Hauptstadt Damaskus.
Ausgerechnet in einem wohlhabenden nördlichen Stadtteil, in dem Assad auf einem Berghang seinen Palast hat, kam es zu Schüssen und Explosionen. Anwohner filmten erschrocken das Chaos. Wer auf wen schoss, bleibt aber unklar.
Allerdings: [–>Aktuelle Berichte gehen davon aus, dass sich Assad noch in Damaskus befindet und weiter in seinem Palast ausharrt, während seine Macht landesweit zerfällt.
Die russische Botschaft in Damaskus rief ihre Bürger am Mittag auf, „im Zusammenhang mit der schwierigen militärischen und politischen Lage“ in Syrien, „das Land mit kommerziellen Flügen über die in Betrieb befindlichen Flughäfen zu verlassen“.
Zuvor hatte Assad binnen weniger Stunden die Kontrolle über die zentralsyrische Millionenstadt Hama und rund ein Dutzend weiterer Städte in der Region verloren.
Auch aus der 800.000-Einwohnerstadt Homs zog sich die Armee nach Augenzeugenberichten komplett zurück. Videoaufnahmen zeigen leere Straßen, auf denen sich nur vereinzelt Zivilisten bewegen. Am Abend gab es erste Gerüchte eines Rebelleneinmarsches in die Metropole.
Auch den Süden Syriens verlor der Diktator am Freitag. In der Region Daraa hissten Rebellen in gut 15 Städten die grün-weiß-schwarze Flagge der Revolution. Assad-Soldaten verließen ohne Waffen ihre Kasernen und gingen nach Hause. Rebellen posierten vor zahlreichen eroberten Panzern und zerstörten Symbole des Regimes.
Im benachbarten Suweida wagten drusische Bürger den Aufstand gegen das Regime, erbeuteten Panzer und zerstörten Poster an Regime-Gebäuden.
Im Osten Syriens übergaben Regime-Einheiten die Großstadt Deir Essor an den kurdisch dominierten US-Verbündeten „Syrische Demokratische Kräfte“, um einer Invasion der Rebellenarmee zuvorzukommen. Ähnliche Szenen sollen sich in der nordsyrischen Region Rakka abgespielt haben.
Zusammenfassend beschränkte sich die Kontrolle des Assad-Regimes am Freitag hauptsächlich auf die Mittelmeerregionen Tartus und Latakia, die überwiegend von Schiiten und Alawiten bewohnt sind, sowie auf die Gegend um die Hauptstadt Damaskus.
Nachtrag: In einer früheren Version wurde auf Grundlage eines in arabischen Medien gezeigten Videos gesagt, dass weißer Rauch über dem Gebäude des Staatsfernsehens in Damaskus aufsteigt. Nach unseren Recherchen handelt es sich um einen neun Jahre altes Video, weshalb der Artikel dementsprechend angepasst wurde.