Kapstadt – [–>Die Wut muss riesig sein. Ausgerechnet auf einer 5-Sterne-Luxuskreuzfahrt sind Passagiere in den Hungerstreik getreten, weil ihre Reise wegen eines technischen Defekts abgebrochen werden musste!
Das Expeditionsschiff „SH Diana“ der Reederei Swan Hellenic war mit 140 Passagieren auf einer 21-tägigen Kreuzfahrt von Kapstadt (Südafrika) nach Ushuaia (Argentinien). Höhepunkt der Reise, auf der man fast nur Wasser sieht, häufig heftigen Seegang erlebt und keine Landgänge hat, sollten dreieinhalb Tage auf der antarktischen Halbinsel sein. Pro Person hatten die Passagiere dafür zwischen 8500 und 12.000 Euro bezahlt.
Doch am 14. Tag der Reise erlitt das erst ein Jahr alte Schiff einen Maschinenschaden. Einer der beiden elektrischen Antriebsmotoren ging kaputt, und der Kapitän entschied: Aus Sicherheitsgründen wird die Reise abgebrochen und sofort der nächste Hafen, das vier Tagesreisen entfernte argentinische Ushuaia, angelaufen. Mit nur 6 Knoten (11 km/h) tuckert das 125 Meter lange Schiff aktuell Kurs Südspitze Argentiniens.
Seitdem brodelt es an Bord unter den Passagieren. Grund: die von der Reederei angebotene Entschädigung.
„Den Gästen wurde eine Rückerstattung von 50 Prozent des Reisepreises in bar angeboten. Dieses Angebot liegt deutlich über der gesetzlichen Vorgabe von 30 Prozent“, so Andrea Zito, Geschäftsführer bei Swan Hellenic. „Alternativ wurde den Gästen eine Gutschrift von 65 % für eine künftige Kreuzfahrt auf einer SH-Kreuzfahrt angeboten.“ Womit nicht alle Passagiere einverstanden waren.
„Viele der Passagiere sind sehr wütend, und gestern wurde es ziemlich übel“, sagte ein Passagier, der anonym bleiben möchte, der britischen „The Times“. „Das Unternehmen muss ein besseres Angebot machen, um die immer weiter wachsende Wut zu unterdrücken.“
Einige Gäste haben die Angebote angenommen und schon umgebucht. Andere haben versucht, durch Diskussionen an Bord und durch Forderungen an den Kapitän und das Führungspersonal des Schiffs Druck aufzubauen, um eine noch höhere Entschädigung für sich zu erreichen. Einige, wohl mehrheitlich russische Passagiere, sind sogar in den Hungerstreik getreten. Ihre Forderung: komplette Rückerstattung des Reisepreises.
„Für die meisten von uns ist dies der erste Besuch in der Antarktis und für viele möglicherweise die letzte Gelegenheit“, heißt es in einem Forderungs-Brief an die Reederei. „Einige Gäste sind älter, behindert und haben sich bereits durchgekämpft, um an diesen Punkt zu gelangen, nur um die Reise vorzeitig abbrechen zu müssen. Für viele von uns ist der Besuch der Antarktis eine lebenslange Wunschliste, die wir vor unserem Tod oder einer Behinderung erfüllen möchten.“
„Einige wenige haben sich aus Protest für einen Hungerstreik entschieden, was eher kontraproduktiv ist“, bestätigt Geschäftsführer Andrea Zito. „Wir bemühen uns um eine rasche Beendigung dieser Aktion.“
Am Sonnabend soll die „SH Diana“ in Ushuaia ankommen. Ein Team von Ingenieuren wird dann an Bord gehen, um das Problem vor der nächsten Abfahrt am 3. Dezember zu beheben.