Borkum (Niedersachsen) –[–> Es ist eine schockierende Tradition auf Borkum, die bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Beim Nikolausbrauch „Klaasohm“ wird Frauen in der Nacht zum 6. Dezember mit einem Kuhhorn aufs Gesäß geschlagen.
Kurz nachdem BILD und andere Medien über den beschämenden Brauch auf der Nordseeinsel berichtet hatten, meldete sich der Verein „Borkumer Jungens e. V. 1830“: „Der Verein lehnt jegliche Ausübung von Gewalt, insbesondere gegenüber Frauen ab und wird dies ab sofort und zukünftig konsequent umsetzen und verfolgen. Wir entschuldigen uns in aller Form für die historisch gewachsenen Handlungen der vergangenen Jahre, insbesondere für die Gewaltausübung der jüngeren Vergangenheit.“
Und noch deutlicher: Die „Borkumer Jungens“ verkünden „den Brauch des Schlagens vollständig abzuschaffen“.
Eine Doku des Rechercheportals „STRG F“ zeigte, wie im vergangenen Jahr „Fänger“, die sogenannten Klaasohms, Frauen festgehalten und ihnen mit einem Kuhhorn auf den Hintern geschlagen haben.
Frauen auf Borkum haben Angst, das Haus zu verlassen
Frauen berichten anonym von aggressiven Übergriffen, Schmerzen und Verletzungen und der Angst davor, an diesem Abend das Haus zu verlassen.
„Am Abend ist die Bühne frei für eine Frauenjagd. Man fühlt sich einfach nur ängstlich, weil man weiß, dass es bald wahnsinnig wehtun wird“, sagt eine Insulanerin. „Die Menge macht sich auch noch über einen lustig. Es ist beschämend und erdrückend.“
Kritik an schockierendem Brauch
Christine Arbogast (59), Staatssekretärin im niedersächsischen Sozialministerium: „Es ist klar, dass alles da sein Ende findet, wo sich Frauen unsicher fühlen und Angst vor körperlicher Züchtigung haben. An keinem Tag im Jahr darf es so sein, dass Frauen aus Angst vor Hieben zu Hause bleiben und sich nicht auf die Straße trauen.“
Über die problematische Seite der Tradition spricht so gut wie niemand auf der Insel öffentlich. Das mag an den Veranstaltern des Fests, dem Verein „Borkumer Jungens von 1830“, liegen. Nach NDR-Recherchen soll der Verein dazu aufrufen, über den Brauch zu schweigen.
Der Brauch stammt aus der Zeit der Walfänger
Die Polizeiinspektion Leer/Emden teilte mit: „Sofern wir als Polizei Kenntnis von etwaigen Übergriffen erlangen, werden diese durch uns konsequent und ganzheitlich verfolgt.“